Jahrestagung der Gilde Soziale Arbeit 2019

Datum: 
Mittwoch, 29. Mai 2019 - 0:00 bis Samstag, 1. Juni 2019 - 0:00

Soziale Arbeit in Zeiten des Rechtspopulismus

In ganz Europa haben die Wahlerfolge von rechtspopulistischen Parteien deutlich zugenommen. Mittlerweile stellen diese – wie in Deutschland – oft die größte Oppositionspartei oder sie sind – wie in Österreich und Ungarn – unmittelbar in Regierungsverantwortung. Ihre Erfolge haben sie – in einer von vielen als krisenhaft erlebten Zeit – durch die gängigen Mittel des Populismus erreicht: Sie stellen sich als ‚volksnahe Partei der kleinen Leute‘ dar; arbeiten mit Mitteln der Dramatisierung und schüren gezielt Ängste; formulieren ‚Kritik an Eliten und am Establishment‘ und vertreten zugleich elitäre Positionen; bieten ‚einfache Lösungen‘ für komplexe Probleme an und arbeiten mit schlichten Schuldzuschreibungen und Feindbildern. Rechtspopulistische Kräfte tragen damit zu einer deutlich spürbaren Veränderung des gesellschaftlichen Klimas und auch des konkreten sozialen Miteinanders bei – nicht nur in Europa, sondern weltweit.

Veränderungen des gesellschaftlichen Klimas wirken sich – mehr oder weniger direkt – auf die Soziale Arbeit aus, die ja ‚inmitten der gesellschaftlichen Verhältnisse‘ agiert. Gerade die sogenannten ‚kleinen Leute‘ – Menschen mit weniger Ressourcen und zugleich belasteten Lebenslagen, die sich als randständig erfahren – sind oft auch Adressat*innen Sozialer Arbeit. Angebote, Einrichtungen und Projekte Sozialer Arbeit verpflichten sich in der Regel dem Anspruch, dass allen Menschen die aktive Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen ist. Durch die (rechtspopulistische) Ablehnung von vielfältigen Lebensweisen werden solche Ansätze massiv gefährdet und beeinträchtigt.

Solidarische Soziale Arbeit ist, insbesondere wenn es um Jugendliche geht, auch eine Akteurin außerschulischer politischer Bildung. Sie lotet für und mit Adressat*innen politische Gestaltungsspielräume aus und stellt wichtige Ressourcen für Teilhabe zur Verfügung. Grundsätzlich hat sie das Mandat, im Sinne des demokratisch verfassten Staates zu agieren.

Wenn sich die Vorstellungen über den (Sozial-)Staat verändern, ist Soziale Arbeit deshalb unmittelbar berührt. Die Agenda 2010 und ihr restriktiv ausgelegtes Motto „Fördern und Fordern“, die Diskriminierung von geschlechtergerechten Angeboten in der Jugendarbeit und in der politischen Bildung, die Etablierung autoritärer Ansätze in der Erziehungshilfe und ganz allgemein die Gefährdung einer gerechtigkeitsorientierten Sozial- und Gesundheitsversorgung sind dafür prägnante Beispiele.

Was also geschieht, wenn rechtspopulistische Parteien an Stärke und Deutungsmacht gewinnen oder gar an Landesregierungen beteiligt werden? Wie kann eine an der Menschenwürde und an den Menschenrechten orientierte Soziale Arbeit, die Vielfalt, Toleranz und ein solidarisches Miteinander befördernd will, dann weiterarbeiten? Welche Folgen hat das – bereits zu verzeichnende – Infrage- stellen von Grundrechten für die Handlungsfelder der Sozialen Arbeit? Diese Fragen wird die Jahrestagung aufnehmen und diskutieren.

Programm siehe Anhang.

Addresse: 
Haus Neuland
Senner Hellweg 493
33689 Bielefeld
Deutschland

 

Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz 

Mitglied im:

European Forum for Restorative Justice Bundesverband Meditation

 

 

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