Wenn Unrecht verletzt, sollte Gerechtigkeit heilen.
Ein Leitspruch von Restorative Justice und das Motto, unter dem drei Filme stehen, die das Friedensbildungswerk im Odeon Kino in Köln zeigt.
In allen Filmen geht es um die Möglichkeit mithilfe von Restorative Justice erlebtes Unrecht zu bewältigen, indem Betroffene und Beteiligte den Dialog über das, was Geschehen ist und was sein soll, suchen. Der Ansatz von Restorative Justice unterstützt die Menschen dabei, den Schaden, der verursacht wurde, soweit wie möglich ausgerichtet an Ihren Bedarfen, wiedergutzumachen. Ein Paradigmenwechsel hin zu Dialog und zwischenmenschlichem Frieden, weg von Strafe und Gewalt.
Da Restorative Justice im Aufwind ist – viele Menschen aber noch keinen Eindruck davon haben, was damit gemeint ist und es noch keine flächendeckende Bewegung für mehr Restorative Justice-Angebote in Deutschland gibt, soll diese Filmreihe Einblicke in die Wirkung von Restorative Justice geben sowie Antworten für Interessierte, insbesondere auf die folgenden Fragen: Was ist überhaupt Restorative Justice? Wie funktioniert das? Welche Erfahrungen wurden in verschiedenen Ländern damit gemacht?
Nach jedem Film gibt es ein Publikumsgespräch mit Rehzi Malzahn, die seit 11 Jahren als Vermittlerin und Publizistin für Restorative Justice aktiv ist. Sie moderiert die vom Friedensbildungswerk initiierte Kinoreihe mit ausgewählte Filme, die unter die Haut gehen und einen Eindruck davon vermitteln, was Menschen durch Restorative Justice erleben
Sonntag, 16.11. um 12.30 Uhr
The Meeting
Dokufiction von Alan Gilsenan, 96 min, OmU, Irland 2018
Sich mit seinem Vergewaltiger zu treffen, ist für viele unvorstellbar. Und doch ist dies der Wunsch, mit dem sich Ailbhe Griffith bei einer irischen Restorative Justice Agentur meldet. Die Haftentlassung des Mannes steht kurz bevor, und sie möchte ihm einmal von Angesicht zu Angesicht sagen, was seine Tat für sie bedeutet hat. Er willigt ein, und es kommt zu einer bewegenden und denkwürdigen Begegnung.
Der Film ist eine Nachstellung dieser Begegnung, wobei Ailbhe Griffith sich selbst spielt.
Nicht nur wegen Ailbhes mutigen Einsatzes eine zutiefst bewegende Dokufiction. Content Note: Gewaltszenen werden angedeutet.
Dienstag 18.11. um 18.30 Uhr
I did not see you/Je ne te voyais pas
Dokumentarfilm von François Kohler, 75 min, de & fr mit deutschen Untertiteln, Schweiz 2019.
Ein Banküberfall, eine Vergewaltigung, eine schwere Körperverletzung. Drei Menschen, deren Leben durch diese Vorfälle für immer verändert wurde. Drei Menschen, die bereit waren oder es sich wünschten, ihre Täter (sic) zu treffen, um das Geschehene aufzuarbeiten. Der Film begleitet sie an den Ort des Geschehens und auf ihrem Weg der Aufarbeitung bis hin zum Ausgleichsgespräch. In einer vierten Geschichte erkundet ein Inhaftierter sein eigenes Opfersein und sucht den Kontakt zum Mörder seiner Mutter. Der Film erzählt langsam, einfühlsam und doch distanziert genug, anstatt hollywoodesken Versöhnungsgesten gibt es unterschiedliche (Zwischen-)Ergebnisse und viele verschiedene Frieden.
Sonntag, 23.11. um 12:30 Uhr
All Eure Gesichter
Spielfilm von Jeanne Herry, 118min, deutsch, Frankreich 2023
Restorative Justice sei Kampfsport, sagt einer der Protagonisten zu Beginn des in Frankreich von Publikum und Kritik gefeierten Films (mehr als 500 000 Besucher:innen in der ersten Woche, César für Adèle Exarchopoulos), der in Deutschland jedoch aus unerfindlichen Gründen keine wirkliche Rezeption fand. Im Zentrum stehen drei Vermittlerinnen des Restorative Justice-Dienstes. Zwei organisieren im Gefängnis Begegnungen zwischen Menschen, die Raubüberfälle begangen bzw. erlitten haben, die dritte begleitet eine Frau, die als Mädchen von ihrem Bruder missbraucht wurde und ein Gespräch mit ihm will. Die Rollen sind mit französischen Stars besetzt, deren Spiel auch dank eines gelungenen Drehbuchs unter die Haut geht. „Dass dokumentarische Sachlichkeit und tiefe Emotion so beieinander liegen, ist ein filmisches Meisterstück in jeder Hinsicht.“ (Deutsche Film- und Medienbewertung)