"Mediation in Strafsachen" Leonberg (Februar 2023-Januar 2024)

Veranstalter: 
Seehaus e. V. in Kooperation mit TOA-Servicebüro des DBH e. V.
Datum: 
Montag, 13. Februar 2023 - 14:00 bis Mittwoch, 24. Januar 2024 - 13:00
Keine weiteren Anmeldungen möglich
Anmeldeschluss: 
Freitag, 20. Januar 2023
Adresse: 
Seehaus Leonberg
Seehaus 1
71229 Leonberg
Deutschland
Teilnahmegebühr: 
Information über Seehaus e. V.

Seit 1991 bildet das Servicebüro für Täter-Opfer-Ausgleich und Konfliktschlichtung (TOA-Servicebüro) des DBH e. V. Mediator:innen in Strafsachen aus. In Kooperation mit dem Seehaus e. V. startet im Februar 2023 ein erster gemeinsamer Ausbildungsgang in der Akademie des Seehauses in Leonberg.

Sowohl in Deutschland als auch im internationalen Raum ist die Mediation in Strafsachen eine bewährte und die am häufigsten genutzte Praktik, um in strafrechtlich relevanten Konflikten zwischen den tatbetroffenen und tatverantwortlichen Personen zu vermitteln. Die Mediator:innen schaffen einen sicheren Raum für Begegnung, Dialog, Verbindung, Wiedergutmachung und vielleicht sogar auch Versöhnung zwischen den Beteiligten. Ausgangspunkt sind die Bedürfnisse und Anliegen der Tatbetroffenen, die in Zusammenhang mit der strafrechtlich relevanten Handlung entstanden sind, sowie die Bereitschaft der Tatverantwortlichen, im Rahmen ihrer Möglichkeiten zur Erfüllung dieser Bedürfnisse beizutragen.

Leitbild für die Ausbildung ist die Förderung einer humanen und sozialen Rechtspflege, in der die Wiederherstellung des sozialen Friedens Priorität hat. Sie richtet sich nach den Vorgaben der Europäischen Opferschutzrichtlinie 2012/29/EU, den Empfehlungen des Europarates CM/Rec(2018)8 über Restorative Justice in Strafsachen, den Restorative Justice Values and Standards des European Forum for Restorative Justice (2019, 2021) sowie nach den vom TOA-Servicebüro und der Bundesarbeitsgemeinschaft TOA e. V. (2017) herausgegebenen STANDARDS Mediation in Strafsachen im Rahmen des Täter-Opfer-Ausgleichs.

Fachliche Ziele der Ausbildung sind:

  • die (Weiter-)Entwicklung eines wertebasierten Selbstverständnisses und einer Haltung als Mediator:in in Strafsachen,
  • die Befähigung zu methodisch qualifiziertem Arbeiten mit tatbetroffenen und tatverantwortlichen Personen sowie mit weiteren Verfahrensbeteiligten im komplexen, strafrechtlich relevanten Tätigkeitsfeld des Täter-Opfer-Ausgleichs bzw. der Restorative Justice.

Lernziele

Die modulare Ausbildung dient dem Erwerb von Wissen und Handlungskompetenzen in folgenden Bereichen:

  • Vertiefung theoretischer Grundlagen,
  • Kennenlernen der Grundprinzipien einer Restorative Justice,
  • Anwendung von Vermittlungs- und Gesprächsführungstechniken,
  • Entwicklung eines Rollenbewusstseins als allparteiliche:r Mediator:in,
  • Schärfung der Wahrnehmung für Kommunikationsprozesse,
  • Steigerung der eigenen Ausdrucksfähigkeit,
  • Einschätzung von Fallkonstellationen und Konfliktstrukturen,
  • Wahrnehmung eigener persönlicher und institutioneller Bedingungen in ihrem Einfluss auf das Tätigkeitsfeld,
  • Kooperation mit den Verfahrensbeteiligten wie Staatsanwaltschaft und Gericht.

Lernformen und -inhalte

Der Erwerb von Handlungskompetenzen wird durch abwechslungsreiche Lernmethoden und ein ausgewogenes Zusammenspiel zwischen Theorie und Praxis erreicht:

  • Fachreferate zu den Themen: Restorative Justice, TOA-Standards und Qualitätssicherung in der Mediation in Strafsachen, Opferperspektive, Zivilrecht, Strafrecht, TOA aus Sicht der Amts- und Staatsanwaltschaft;
  • Rollenspiele, Wahrnehmungsübungen (Einzel-, Paar- und Kleingruppenübungen), Interaktionsspiele, Plenum/Kleingruppenarbeit zu ausgewählten Themen;
  • Auswertung individueller Lernprozesse, Auseinandersetzung mit dem eigenen Konfliktverhalten und kollegiale Beratung;
  • schriftliche Dokumentation der Fallarbeit;
  • theoretische Vertiefung durch Literatur und Lehrgangsunterlagen.

Zielgruppe

Die Ausbildung richtet sich an Fachkräfte aus den Bereichen der Sozialen Arbeit, Pädagogik oder Psychologie, die Mediation in Strafsachen im Rahmen des Täter-Opfer-Ausgleichs praktizieren möchten oder bereits praktizieren.

Ferner richtet sie sich an Personen, die aufgrund ihrer Berufs- und/oder Lebenssituation im Umgang mit Menschen erfahren sind und sich für Mediation in Strafsachen sowie die praktische Umsetzung einer Restorative Justice interessieren.

Aufbau und Organisation der Ausbildung

Die berufsbegleitende Ausbildung umfasst ein Modul, das Grundlagenwissen vermittelt, sowie vier weitere themenspezifische Module. Zwischen den Modulen finden selbstorganisierte Arbeitsgruppentreffen statt. Sie dienen der kollegialen (Fall-)Beratung. Diese Treffen sind zu dokumentieren und unter Angabe der teilnehmenden Personen, des Orts, des Datums und des Zeitaufwands an das TOA-Servicebüro zu senden. Das Modul 5 (Abschlusskolloquium) kann nur absolviert werden, wenn bereits alle anderen Module abgeschlossen wurden.

Die Abschlussarbeit umfasst eine schriftliche Dokumentation von zwei eigenständig bearbeiteten und anonymisierten Vermittlungsfällen (jeweils Bearbeitung des Falls inkl. getrennter Vorgespräche und Ausgleichs- bzw. Vermittlungsgespräche). Eine genaue Anleitung hierzu ist in den Lehrgangsmaterialien zu finden. Schon hier wird darauf hingewiesen, dass während der Ausbildung selbstständig eine Praxisstelle zu finden ist, bei der die zu dokumentierenden Fälle bearbeitet werden können. Die Abschlussarbeit muss dem TOA-Servicebüro in digitaler Form vier Wochen vor dem Beginn des Moduls 5 vorliegen.

Im Abschlusskolloquium werden die Abschlussarbeiten besprochen. Jede:r Teilnehmende erhält ein persönliches Feedback durch die Trainer:innen. Am Ende steht die Zertifizierung zum:zur Mediator:in in Strafsachen.

Übersicht über die Ausbildung:

AG-Treffen

  Modul 1 – Basisseminar

  • Einführung
  • Restorative Justice
  • Werte, Standards und Prinzipien in der Mediation in Strafsachen sowie deren Qualitätssicherung
  • Konflikte regeln und verhandeln
  • Ablauf einer Mediation in Strafsachen

  Modul 2 – Opferperspektive

  • Opferperspektive und -bedürfnisse
  • Verarbeitungsphasen und Traumatisierung

  Modul 3 –

  rechtliche Grundlagen und

  Kooperation mit der Justiz

  • gesetzliche Bestimmungen
  • Kooperation und Vernetzung
  • zivilrechtliche Fragestellungen
  • Vereinbarungsgestaltung

  Modul 4 –

  Methodenvertiefung

  • Besondere Vermittlungstechniken und Vermittlungspraktiken (z. B. Gemischtes Doppel, Konfliktbearbeitung im Kreis)
  • herausfordernde Fallkonstellationen

  Modul 5 –

  Abschlusskolloquium

  • Perspektiven und praktische Erfahrungen im Rahmen der amts- und staatsanwaltschaftlichen Tätigkeit
  • Besprechung der Abschlussarbeiten
  • persönliches Feedback

Umfang der Ausbildung:

  Modul 1 – Basisseminar

   24 Unterrichtsstunden

  Modul 2 – Opferperspektive

   18 Unterrichtsstunden

  Modul 3 – Rechtliche Grundlagen und

  Kooperation mit der Justiz

   18 Unterrichtsstunden

  Modul 4 – Methodenvertiefung

   18 Unterrichtsstunden

  Modul 5 – Abschlusskolloquium

   18 Unterrichtsstunden

  Arbeitsgruppentreffen

   24 Unterrichtsstunden

  Gesamt

  120 Unterrichtsstunden

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zertifikatsvergabe

Voraussetzungen für die Vergabe eines Zertifikats sind:

  • die Absolvierung aller Module,
  • die Teilnahme an den Arbeitsgruppentreffen,
  • die Erstellung der Abschlussarbeit,
  • die Teilnahme am Abschlusskolloquium,
  • die vollständige Zahlung der Ausbildungsgebühr,
  • die Zustimmung der Trainer:innen zur Zertifikatsvergabe.

Für jedes abgeschlossene Modul erhalten die Teilnehmenden eine gesonderte Teilnahmebescheinigung.

Ausbildungsgruppe, Trainer:innen und Referent:innen

Die einzelnen Module werden in einer Gruppengröße durchgeführt, die eine intensive Praxisorientierung und eine tiefergehende Auseinandersetzung mit der Theorie zu den angebotenen Themen und Übungen erlaubt. Die Mindestzahl der Teilnehmenden beträgt 15 Personen, die maximale Teilnehmendenzahl beträgt 18 Personen.

Alle Module werden von zwei Trainer:innen und einer zusätzlichen Co-Trainer:in (in Ausbildung) durchgeführt.

Die Trainer:innen besitzen mehrjährige Praxis- und Fallerfahrung im Tätigkeitsfeld. Sie sind im Feld anerkannte Mediator:innen in Strafsachen und verfügen dazu über einen reichhaltigen Erfahrungsschatz in der Anleitung von Gruppen. Sie erweitern diese Kompetenz durch kontinuierliche Fortbildung und Supervision. Die Referent:innen sind jeweils in ihren Themengebieten anerkannte Fachleute und ausgewiesene Kenner:innen der Materie.

Trainer:innen und Referent:innen:*

  • Boris Jarosch (Evangelischer Regionalverband, Frankfurt am Main)
  • Silke Menn-Quast (Brücke Siegen e. V.);
  • Reiner Weik (Projekt Handschlag, Reutlingen);
  • Christian Niederhöfer (Rechtsanwalt, Tübingen);
  • Dr. Dr. hc. Michael Kilchling (Max-Planck-Institut zur Erforschung von Kriminalität, Sicherheit und Recht);
  • Pfleiderer, Elvira (Seehaus e. V., Leonberg);
  • Dr. Wolfram Schädler (Bundesanwalt a. D., Opferanwalt, Worms);
  • Hans van Triel (Oberamtsanwalt a. D., Dialoghaus Opferhilfe Duisburg);
  • Christoph Willms (TOA-Servicebüro des DBH e. V., Köln);
  • Dr. Wolfram Schädler (Bundesanwalt a. D., Opferanwalt, Worms);
  • + Co-Trainer:in.

*: Änderungen vorbehalten

Veranstaltungsort und Termine

Die Ausbildung findet statt im Seehaus Leonberg, Seehaus 1, 71229 Leonberg 

Ausbildungstermine:

  • Modul 1: 13.02.-16.02.2023 (zwei halbe, zwei ganze Tage);
  • Modul 2: 24.-26.04.23 (zwei halbe, ein ganzer Tag);
  • Modul 3: 03.-05.07.23 (zwei halbe, ein ganzer Tag);
  • Modul 4: 09.-11.10.23 (zwei halbe, ein ganzer Tag);
  • Modul 5: 22.01.-24.01.24 (zwei halbe, ein ganzer Tag);

Der erste Veranstaltungstag findet jeweils von 14:00 bis 18:00 Uhr statt, der letzte Veranstaltungstag von 9:00 bis 13:00 Uhr. Die ganzen Veranstaltungstage beginnen um 9:00 Uhr und enden um 18:00 Uhr.

Veranstalter und Anmeldung

Veranstalter ist der Seehaus e. V. Es gelten somit die AGB des Veranstalters und die vor Ort geltenden Corona-Regeln.

Bitte melden Sie sich bei Interesse direkt über die Website des Seehaus e. V. an:

https://seehaus-ev.de/sh/mediation-in-strafsachen/

Bei (organisatorischen) Fragen wenden Sie sich bitte an Akademie@Seehaus-ev.de; bei inhaltlichen Fragen stehen wir Ihnen auch gerne zur Verfügung (info@toa-servicebuero.de).

 

Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz 

Mitglied im:

European Forum for Restorative Justice Bundesverband Meditation

 

 

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