Wieviel Gefängnisse braucht das Land?
Zu dieser Frage schildert Dr. Thomas Galli, ehemaliger Gefängnisdirektor, authentische Fälle aus dem deutschen Strafvollzug. Er analysiert den Weg der Gefangenen in die Kriminalität, ihre biografischen Hintergründe und beschreibt das Leben im Gefängnis. Er stellt die Praxis des deutschen Strafvollzugs auf den Prüfstand - und kommt dabei zu einer ebenso überraschenden wie unbequemen Erkenntnis. Der Vortrag soll ein Denkanstoß sein zur Frage von Gefängnissen und deren Anzahl. Aktuell werden u.a. für die Justizanstalt Ossendorf umfangreiche Pläne für einen Neubau erarbeitet. Ist dies noch nötig beim Wegfall/Reduzierung der Ersatzhaftstrafen, der Legalisierung von Haschisch und des anderen Umgangs mit straffällig gewordene Mitbürgerinnen?
Referent
Dr. Thomas Galli war über 15 Jahre Gefängnisdirektor. Er entwickelte zunehmend Zweifel an dem System des Strafvollzugs und legte seine Leitungstätigkeiten 2016 nieder: «Ich möchte niemand sein, der für die Abschaffung der Gefängnisse plädiert, aber selbst ein Gefängnis leitet.» Im Mai 2020 erklärte er, er würde den Strafvollzug nicht gänzlich abschaffen wollen, doch sei das Leben in Gefängnissen nicht menschenwürdig. Seine 15-jährige Berufserfahrung habe ihn gelehrt, dass das Strafvollzugssystem kriminelle Tendenzen fördere. Bereits im Jahr 2016 hatte er verlauten lassen: «Das Gefängnis macht die Menschen gefährlicher.» Mit seinen Alternativ-Vorschlägen will er auch den Opfern von Straftaten mehr Verständnis und Unterstützung ermöglichen. Galli ist heute als Rechtsanawalt und Autor tätig.
Anmeldung
Für eine vorherige Anmeldung kontaktieren Sie bitte das Friedensbildungswerk Köln. An der Abendveranstaltung können Sie aber auch ohne vorherige Anmeldung teilnehmen.
Kosten
Ein freiwilliger Kostenbeitrag wird erbeten.
Veranstalter
Eine gemeinsame Veranstaltung des Friedensbildungswerk mit der Initiative „Gruppe zur Aufklärung über Gefängnisse“ und dem Servicebüros für Täter-Opfer-Ausgleich und Konfliktschlichtung des DBH e.V..